Thema Budgetobergrenze spaltet Fahrerlager weiterhin

, 28.12.2016

Die Pläne von Liberty Media stoßen wie erwartet bei großen Teams auf Widerstand: Sergio Marchionne ist gegen eine Budgetgrenze in der Formel 1

Liberty Media hat die Formel 1 noch nicht vollständig übernommen, kokettiert aber bereits mit großen Plänen: Die Budgetobergrenze ist plötzlich wieder auf dem Tisch. Die neuen Formel-1-Eigner machen damit ein großes Fass auf, das einst bereits Max Mosley den FIA-Vorsitz gekostet hat. Ferrari-Chef Sergio Marchionne macht Liberty bereits klar, dass Ferrari eine Begrenzung der jährlichen Ausgaben nicht als effektiv ansieht. Franz Tost von Toro Rosso hingegen würde die Budgetgrenze begrüßen.

Jahresbudgets, die sich langsam wieder der 400-Millionen-Euro-Marke annähern, will Liberty unterbinden, um mehr Ausgeglichenheit im Feld herzustellen. Nach dem Scheitern des Resource Restriction Agreements (RRA) konnte keine Kostenkontrolle mehr eingeführt werden. Seitdem steuern die jährlichen Ausgaben wieder auf das Niveau der maßlosen Zeiten der 2000er-Jahre zu. Liberty will sich im Januar mit den Teamchefs besprechen, um das Problem zu lösen. Unter den neuen Regeln für 2017 droht ein millionenschweres Wettrüsten, um möglichst schnell ans Optimum zu kommen.

Ferrari, zweifellos ein Krösus im Formel-1-Feld, steckt jedoch sein Revier bereits ab: Sergio Marchionne hat keine allzu große Lust auf eine Budgetgrenze, obwohl er laut darüber nachdenkt, mit Alfa Romeo eine weitere Marke in die Formel 1 zu schicken, die ihm untersteht. "Ich glaube nicht, dass eine Budgetgrenze funktioniert", wird er von der 'Sun' zitiert. "Das Problem ist, dass wir bei solchen Restriktionen nur eingeschränkt daran arbeiten können, das Auto zuverlässig zu machen."

Konventionelle Methoden funktionieren nicht

Er gibt aber auch zu, dass die Kosten zu hoch seien und konventionelle Mechanismen wie Testverbote, Beschränkungen der Windkanalstundenund so weiter nicht funktionieren: "Diese Eingriffe sind völlig ineffektiv gewesen. Wenn ich in alten Berichten - zehn Jahre und mehr - zurückblättere, sehe ich, dass Ferrari stets viel ausgegeben hat. Ob das Budget dann weise eingesetzt worden ist, kann ich nicht sagen. Ich verstehe das Ziel, die Ausgaben zu beschränken, aber es liegt letztlich an uns."

Und hier liegt das Problem: Die Teams schieben das Budget einfach von einer in die andere Ecke, statt es einzusparen. Das gibt Marchionne unumwunden zu: "Das ist das alte Problem, wenn man Grenzen setzen möchte: Wenn Bereiche offen gelassen werden, stürzt sich alles darauf. In den vergangenen fünf Jahren haben wir nicht einen Euro gespart, sondern wir haben das Geld einfach in andere Bereiche gesteckt."

Tost befürwortet einfache Lösungen

Genau an dieser Stelle soll die Budgetgrenze greifen, wenn ein für alle Mal feststeht, wie viel ein Team ausgeben darf. Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost ist begeistert von dem neuerlichen Vorstoß: "Die Kosten müssen reduziert werden. Es kann nicht sein, dass Teams 450 Millionen Euro im Jahr ausgeben. Zugleich wird aber bei den Straßenautos um jeden Cent gefeilscht", sagt er gegenüber der 'Tiroler Tageszeitung'. "Auch die Hersteller werden diese Summen nicht ewig akzeptieren. Das ist untragbar. Wir geben in der Formel 1 viel zu viel Geld aus."

Ihm schwebt ein Budget Cap von 150 Millionen Euro pro Saison vor - noch immer mehr, als manche kleinere Teams in der Formel 1 ausgeben, aber deutlich weniger als die Werksteams. Kontrollieren soll die Grenze dann die FIA. "Die Großen schreien zwar, man könnte das nicht kontrollieren, aber das ist Blödsinn", wirft der 60-Jährige ein. "Bei Toro Rosso weiß ich, wie viel jede Schraube kostet."

Und sollte sich jemand weigern sollte, Auskunft zu geben, wüsste Tost eine einfache Antwort: "Die FIA könnte den doppelten Durchschnittspreis der anderen Teams für so ein Teil verrechnen. So schnell könnte man gar nicht schauen, wie die Rechnungen eintrudeln würden." Eine ungeklärte Frage bei der Budgetgrenze bleibt, wie mit Teams umzugehen ist, die gleichzeitig ein Auto und einen Motor entwickeln. Diese dürften gegenüber denen, die den Motor (dessen Preis mittlerweile gedeckelt ist) einfach nur beziehen, nicht in Nachteil geraten.

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