Vettel: "Rückstand von Ferrari im Winter nicht aufzuholen"

, 12.03.2015

Welche Chancen sich Sebastian Vettel bei seiner Premiere für Ferrari in Australien ausrechnet und was er von Ecclestones Aussage hält, Ferrari brauche einen Anführer

Neustart für Sebastian Vettel in Melbourne. Der vierfache Weltmeister will bei Ferrari das vergangene Jahr vergessen machen und wieder auf die Erfolgsspur zurückfinden. Beginnt die Formel 1 für den 27-Jährigen, der im Vorjahr das neue Reglement heftig kritisiert hatte, also mit einem weißen Blatt Papier? "Mit einem roten Blatt Papier", scherzt ein sichtlich gut gelaunter Vettel, der sich auf die neue Herausforderung freut.

Dass auf diesem roten Blatt Papier schon in Melbourne ein Triumph steht, bezweifelt er: "Ein Sieg wäre schön, aber wir sind nicht die Favoriten." Wo Ferrari genau steht, könne er noch nicht genau sagen: "Hinter Mercedes scheint es sehr eng zu sein. Wir haben uns gut vorbereitet und haben ein gutes Bauchgefühl."

Vettel bremst Erwartungen

Er wähnt sein neues Team noch nicht im direkten Windschatten der Silberpfeile: "Derzeit geht es sicher eher ums Aufholen als ums Überholen. Die Mercedes-Form war im Vorjahr sehr gut, und so einen Vorteil kann man über den Winter gar nicht aufholen. Selbst wenn sie sich bemüht hätten, wäre es schwer geworden. Im Gegenteil: Ich glaube, sie haben noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht."

Vettels Ziel ist es, zur Stelle zu sein, wenn Lewis Hamilton oder Nico Rosberg patzen oder technische Probleme haben. "Wir haben im Vorjahr gesehen, dass nicht nur Mercedes Rennen gewinnen kann", spielt er auf die Siege seines damaligen Teamkollegen Daniel Ricciardo an. Der "Aussie" nutzte drei Mal die Gunst der Stunde und war bis kurz vor Saisonende im Titelrennen.

"Wenn man sich in eine starke Position bringt und am Anfang der Saison der direkte Verfolger ist, dann ist man zur Stelle, wenn etwas schiefgeht", sagt er. Zumal Ferrari seiner Ansicht nach einen Schritt nach vorne gemacht hat. "Wir müssen aber erst herausfinden, wie groß der ist", relativiert Vettel. "Auf jeden Fall hatte ich von Anfang an ein gutes Gefühl im Auto."

Aufbruchsstimmung

Und auch die Atmosphäre im Team passt laut dem Ferrari-Piloten. "Ich weiß natürlich nicht, wie sie im vergangenen Jahr war, denn ich war ja nicht hier." Obwohl Vettel ständig danach gefragt wird, wird er nicht müde zu betonen, dass es für ihn etwas Besonderes ist, für die Roten zu starten: "Für mich ist es eine Ehre, für Ferrari zu fahren."

"Als ich vor dem November des Vorjahres in Maranello war, durfte ich ja nicht rein, aber diesmal ging das Tor auf. Es handelt sich um einen einzigartigen Ort mit viel Historie, Tradition und Leidenschaft. Es ist einfach großartig, ein Teil davon zu werden. Ich bin gerade sehr glücklich und kann es gar nicht erwarten, dass es endlich mit dem Rennfahren losgeht."

Auch von außen erhält Vettel laut eigenen Angaben sehr viel Zuspruch. "Bis jetzt läuft das wie geschmiert", grinst er. "All die Leute, die in den vergangenen Jahren in Rot gekleidet waren und gemeint haben, ich soll endlich bei Ferrari unterschreiben, sind dieses Jahr sehr glücklich."

Eingewöhnung noch nicht abgeschlossen

Ihm ist aber bewusst, dass dieser Zustand nur anhalten wird, wenn er mit Ferrari auch das Ziel erreicht - und das ist langfristig der WM-Titel. Das werde aber dauern, drückt er auf die Euphoriebremse: "Dafür hat auch Red Bull lange benötigt. Es handelt sich nicht um einen raschen Prozess. Wenn man ein Team aufbaut, dann benötigt das einfach Zeit." Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sagte kürzlich, dass es dafür auch einen klaren Anführer braucht, wie es Michael Schumacher einst in Maranello war.

Darauf angesprochen meint Vettel: "So etwas muss sich von selbst entwickeln. Es hilft natürlich, dass ich mit offenen Armen empfangen wurde. Am Ende sind aber alle dafür verantwortlich, dass wir erfolgreich sind." Selbst er benötige aber noch Zeit, um sich mit allen Abläufen im Team vertraut zu machen: "Jedes Team funktioniert anders. Ich musste mich an viele Dinge gewöhnen und muss es wahrscheinlich auch noch tun. Ich muss das Team und das Team muss mich besser kennenlernen." An sein neues Outfit hat er sich allerdings "schon gewöhnt: Rot ist eine schöne Farbe."

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