Geschichte der Essen Motor Show: Vom Pferd bis zu Formel-1-Stars
Gegründet wurde die Messe im Jahre 1968 unter dem Titel „Int. Sport- und Rennwagen-Ausstellung Essen“. Auf gerade einmal 7.000 qm waren 40 Exponate zu sehen: erfolgreiche Rennautos, wie z. B. der berühmte McLaren-Rennwagen, und ein 1.000 PS starker Dragster. 57.000 Besucher kamen damals, darunter auch Formel-1-Weltmeister Graham Hill. Zur diesjährigen Jubiläumsveranstaltung werden an die 400.000 Besucher erwartet.
© Foto: Speed Heads
Durch den Kontakt der Organisatoren zum damaligen Formel-1-Star Jochen Rindt, trägt die Messe ab dem Jahre 1970 den Untertitel „Jochen-Rindt-Show“. Der bis dato Führende der Fahrerwertung in der Weltmeisterschaft erklärt seine Mitarbeit, verunglückt jedoch einen Monat später tödlich beim Formel-1-Training in Monza und wird postum zum Weltmeister erklärt. Mit seinem Namen erlebt die Messe in Essen einen wahren Boom und eine Verdoppelung der Zuschauerzahlen. In den Folgejahren zieht die Messe die damaligen Rennfahrergrößen, wie z. B. Emerson Fittipaldi, Niki Lauda, James Hunt und Jody Scheckter an und etabliert sich schon früh als Szenetreff.
1972 kommen als weiterer Bereich die „Funny Cars“ aus den USA hinzu, während die Ausstellungsfläche auf 34.000 qm wächst. Als Stars kommen u. a. Emerson Fittipaldi und Giacomo Agostini nach Essen. Während der Sonntagsfahrverbote durch die Ölkrise im Jahre 1973, fährt der schwedische Formel-1-Star Ronnie Peterson mit dem Fahrrad zur Messe, der deutsche Formel-1-Pilot Rolf Stommelen reitet auf einem Pferd dorthin - heute geradezu unvorstellbar.
Im Jahre 1978 erhält die Ausstellung den Namen „Motor Show Essen“, um das Spektrum der automobilen Leidenschaften zu erweitern und zu verdeutlichen, dass auch Sportwagen und Luxusautomobile hier zu sehen sind. Bereits vier Jahre später erweitern die Organisatoren die Messe um die eigenständigen Ausstellungsbereiche „Classic Cars“ und „Motorräder“. Auch das Show-Center wird in jenem Jahr geboren. Die Formel-1-Weltmeister Niki Lauda, James Hunt und Jody Scheckter sind wiederum vor Ort. Der Messe-Bereich „Motorräder“ verabschiedet sich jedoch im Laufe der Zeit, um den Autos einen stärkeren Focus zu bieten. Dennoch erzählt man sich, dass die Motorrad-Rocker bis spät in die Nacht wilde Partys feierten und sich mit ihren „Bräuten“ auf dem einen oder anderen Auto vergnügten.
1989: Im Show-Center sind legendäre Ferrari-Formel-1-Rennwagen zu sehen. An einem Tag kommen 14 ehemalige Ferrari-Formel-1-Piloten nach Essen. Die Messe wird zu einem noch größeren Erfolg und daraufhin deren Ausstellungsfläche im Folgejahr auf 90.000 qm vergrößert. Zu sehen bekommen die nunmehr 350.000 Besucher im Jahre 1990 sogar drei der exorbitant teuren „Bugatti Royale“, deren Wert auf je 20 Millionen US-Dollar geschätzt wird. In den Folgejahren besuchen Stars, wie z. B. Michael Schumacher, Mika Häkkinen, La Toya Jackson sowie das ehemalige Modell und Hollywood-Star Brigitte Nielsen die Messe. Im Jahre 1995 begibt sich auch Heinz-Harald-Frentzen vor Ort, zwei Jahre später ist er Formel-1-Vizeweltmeister.
© Foto: Speed Heads
Ihren heutigen Namen „Essen Motor Show“ erhielt die Ausstellung im Jahre 1996 und zieht nach wie vor Welt-Stars an, wie z. B. den amtierenden Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen. Damon Hill, Formel-1-Weltmeister des Jahres 1996, ist 1998 in Essen vor Ort. Im Millenium-Jahr 2000 geht die Superlative weiter, auch der um die Formel-1-Spitze mitfahrende Rennfahrer David Coulthard ist dabei. Mit Eröffnung der Ausstellung wird die neue Messehalle 3 in Betrieb genommen. Dadurch wächst die Ausstellungsfläche auf 110.000 qm an. Ein Jahr später besucht Mika Häkkinen erneut die Essen Motor Show, zwei Jahre später gefolgt von seinem aktuell weltmeisterlichen Nachfolger Kimi Räikkönen. Im Jahre 2004 erzielt die Essen Motor Show mit 416.500 Besuchern den bislang ungeschlagenen Rekord.
© Foto: Speed Heads
Die Besucherzahlen der Messe bleiben stabil und die Essen Motor Show lädt alljährlich echte Autoenthusiasten mit einer großen Leidenschaft zur Entdeckung der automobilen Welt ein. Doch das frühere Flair war schon etwas besonderes. Damals kamen die wirklich großen Stars aus dem Motorsport und Showbiz häufiger zur Essen Motor Show. Auch die Premium-Hersteller ziehen sich bei einer Retrospektive immer mehr zurück. Diese Hersteller zeigten damals nicht nur tolle Automobile für die Straße und aus dem Rennsport, sondern brachten häufiger - zur Freude der Besucher - die ganz großen Stars zur Essen Motor Show.
Die zahlreichen bekannten Tuner allerdings sind nach wie vor zu sehen und begeistern uns alle mit ihren Kreationen und schnellen Autos. Diverse namhafte Auto-Veredeler sind jedoch nicht mehr mit eigenen Ständen auf der Essen Motor Show zu sehen. Andere Tuner hingegen kommen neu hinzu und bereichern wiederum die Messe. Auffällig sind in diesem Jahr allerdings einzelne leere bzw. umfunktionierte Flächen, die früher von Ausstellern besetzt waren - auch in Jahren der Frankfurter IAA. Wird es noch einmal einen Formel-1-Weltmeister geben, der als Nikolaus verkleidet, die Kinder glücklich macht, wie es Keke Rosberg im Jahre 1985 gelang?
© Foto: Speed Heads
Und wer noch nicht auf der Essen Motor Show war: Die „Krawall-Halle“ gibt es tatsächlich. Nicht wundern, wenn Besucher auf der Essen Motor Show mit ganzen Front- und Heckschürzen oder großen Spoilern auf der Schulter über die Messe laufen oder gar die Freundin die Sachen tragen muss. Auch das ist die Essen Motor Show!
Weiterführende Links:
Matthias K.
06.12.2007
Schöner Bericht! Teils "inspiriert" durch unser Gespräch beim Abendessen? :D
speedheads
06.12.2007
Kann man so sagen, dass bei unserer guten Unterhaltung und dem gleichzeitigen Schauen der alten Bilder die Idee dazu entstand. :D Vielen Dank für das Lob. Es freut mich, dass Dir der Bericht gefällt!
speedheads
07.12.2007
Ich erhielt von den Veranstaltern der Essen Motor Show noch ein paar historische Bilder, die ich oben einfügte. Dort sieht man u. a. David Coulthard, Keke Rosberg als Weihnachtsmann sowie Emerson Fittipaldi (F1-Weltmeister 1972 und 1974), Jochen Maas, Niki Lauda (F1-Weltmeister 1975) und James Hunt (F1-Weltmeister 1976).
Christoph
07.12.2007
Schöner Bericht. Danke Christian. Auch mal cool ein bisschen Geschichte der EMS zu erfahren
.