BMW 3er M Sport 2019 Test: Ein Dämpfer für den Audi A4?

, 11.06.2019


Keine leichte Aufgabe: Wie lässt sich eine Ikone wie der BMW 3er für die Moderne überarbeiten, um seiner Zeit voraus zu sein? Die komplett neue, mittlerweile 7. Generation des BMW 3ers (G20) soll noch mehr Fahrspaß, neueste Spitzentechnologien an Bord und mehr Platz bieten. Dazu kommen etliche Innovationen und eine höhere Innenraum-Qualität als beim Vorgänger. Ob BMW es schafft, seiner Konkurrenz wie dem Audi A4 einen gehörigen Dämpfer zu verpassen, enthüllt unser BMW 3er 2019 Test. Unser Testwagen: der BMW 330i M Sport.

Das bewährte Außendesign schärften die Macher des neuen BMW 3ers (G20) nur behutsam, aber dafür effektiv mit einer dynamischeren und moderneren Ausdrucksstärke. Besonders sportliche Akzente setzt das M-Sportpaket mit größeren Lufteinlässen an der Front, während die Macher die Nierenstäbe und die Lufteinlassblenden in hochglänzendem Schwarz hielten. Dazu kommen prägnantere Seitenschweller und eine modifizierte Heckschürze samt schwarzem Diffusor.

Die Serienausstattung des BMW 3ers umfasst Voll-LED-Scheinwerfer, die durch ihr Design die pure Angriffslust widerspiegeln. Optional gibt es unter anderem adaptive LED-Scheinwerfer mit Laserlicht für ein blendfreies Fernlicht mit einer Reichweite von rund 530 Metern. Stilvoll abgedunkelte LED-Leuchten lassen das Heck zudem breit und kraftvoll wirken.

Im Vergleich zum Vorgänger wuchs der neue BMW 3er in der Länge auf 4,709 Meter (plus 7,6 Zentimeter), in der Breite auf 1,827 Meter (plus 1,6 Zentimeter) und in der Höhe auf 1,442 Meter (plus 1 Millimeter). Den Radstand vergrößerten die Macher um 4,1 Zentimeter auf 2,851 Meter.

Antrieb BMW 330i M-Sport: Rauer Sound und satter Durchzug

Wozu der neue BMW 3er fähig ist, zeigt der BMW 330i M Sport. Unter der Motorhaube sitzt zwar „nur“ ein 2,0 Liter großer Vierzylinder-Turbobenziner mit 258 PS. Noch viel wichtiger:  Dank des maximalen Drehmoments von satten 400 Nm, die über ein breites Drehzahlband zwischen 1.550 und 4.400 Touren zur Verfügung stehen, braucht der Fahrer den Motor nicht ständig hochzudrehen. Es ist in allen Fahrsituationen, insbesondere bei Zwischenspurts und Überholmanövern, ein sehr guter Durchzug gegeben, wie es jeder von einem 330i erwartet. Wer den Motor bis zur Leistungsspitze bei 5.000 U/min hochzieht, wird mit einem schönen rauen Sound aus der Sportauspuffanlage belohnt Jetzt sollte allerdings jeder hochschalten; denn spätestens ab 6.000 Touren wird der Antrieb etwas träge.

Das gelungene Gesamtpaket bereichert eine 8-Gang-Automatik, die schnell und weich schaltet. Derart ausgestattet, spurtet die hinterradangetriebene BMW 330i Limousine in 5,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Vortrieb endet bei einer elektrisch begrenzten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Dem gegenüber steht, so BMW, auf Basis des realitätsnäheren WLTP-Zyklus im Idealfall ein Durchschnittsverbrauch von 5,8 bis 6,1 Litern Sprit auf 100 Kilometern (abhängig vom Reifenformat). Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 132 bis 139 g/km. Klar ist, dass der Benzinverbrauch stark vom individuellen Gasfuß des Fahrers abhängt.

Fahrdynamik BMW 3er: Neue Technologie sorgt für imposante Eigenschaften

Die Macher legten den neuen BMW 3er konsequent auf eine gesteigerte Fahrdynamik aus. Unter anderem besitzt die neue Limousine einen tiefen Fahrzeugschwerpunkt, eine im Verhältnis 50:50 ausbalancierte Achslastverteilung und eine nochmals höhere Steifigkeit von Karosseriestruktur und Fahrwerksanbindung. Erstmals setzt BMW beim Serienfahrwerk und beim optionalen M-Sportfahrwerk serienmäßig hubabhängige Dämpfer ein. Das neue System regelt stufenlos die Dämpferhärte in Abhängigkeit vom jeweiligen Federweg, der sich auf unebenen Straßen und bei schneller Kurvenfahrt ständig ändert.

Die hubabhängigen Dämpfer sorgen für eine spürbare Beruhigung des Fahrzeugaufbaus und heben damit das sportliche Fahrverhalten an. Auch beim Überfahren großer Bodenwellen wird ein übermäßig tiefes Eintauchen des Aufbaus unterbunden und damit ein unkomfortables, nervös wirkendes Dämpfungsverhalten verhindert. Das Ergebnis überzeugt auf ganzer Linie - und das ohne adaptives Fahrwerk: Auf der einen Seite sorgt das neue System für mehr Komfort, absorbiert hervorragend Bodenunebenheiten und bietet, wenn es in sportlichen Fahrsituationen darauf ankommt, die benötigte Härte. Im Grunde genommen arbeiten die hubabhängigen Dämpfer so gut, dass sich der Kunde das optional erhältliche adaptive Fahrwerk sparen kann.

Dazu ist der neue BMW 3er ziemlich agil und ermöglicht schnelle Richtungswechsel. Ein weiterer Pluspunkt: Der BMW 330i baut an der Vorder- und der Hinterachse jede Menge Grip auf - unterstützt durch ein elektronisch gesteuertes Sportdifferential, das die Antriebsmomente an der Hinterachse zwischen den Rädern bedarfsgerecht verteilt. So ist es möglich, früher und kraftvoller zu beschleunigen, um den 3er regelrecht aus Kurven herauszudrücken.

Allerdings fällt die Lenkung im „Comfort“-Modus etwas zu leichtgängig aus und fühlt sich im „Sport“-Modus ein wenig zu künstlich an, so dass es an Rückmeldung fehlt. Aber das ist auch der Fall bei Konkurrenten wie dem Audi A4. Dennoch: Dank der präzisen und direkten Lenkung kann der Fahrer den BMW 3er ideal vor Kurven positionieren - und dann spielt der 3er seine imposante Wendigkeit auf den Straßen aus, die sich kurvenreich durch die Landschaft schlängeln. Kurz gesagt: Der neue BMW 3er ist kein Sportwagen, gehört aber unter den normalen Autos zu den Limousinen, die den größten Fahrspaß bieten.

Innenraum BMW 3er: Auf ein neues Niveau gehoben - das war nötig!

Die größte Überraschung bietet der Innenraum des BMW 3ers: Befand sich die Verarbeitung beim Vorgänger durchaus auf hohem Niveau, legten die Macher bei der Materialqualität deutlich nach. Das musste sein; denn die letzte 3er-Generation fiel in puncto Interieur hinter den Audi A4 zurück - und das betraf nicht nur die Materialqualität, sondern auch das Design.

BMW legte sich richtig ins Zeug - und der 3er bietet jetzt einen Innenraum, der sich wie beim klassenhöheren BMW 5er anfühlt: modern und sportlich-elegant gestaltet und noch stärker auf den Fahrer orientiert als beim Audi A4. Auf ein höheres Niveau als zuvor heben das Interieur des BMW außerdem hochwertige und bestens verarbeitete Materialien wie der umfangreiche Einsatz von Leder und weichen Softtouch-Oberflächen, wo beim Vorgänger noch zum Teil harter Kunststoff zu finden war.

Das sportliche Flair unterstreichen zahlreiche Aluminium-Applikationen. Durch das M-Sportpaket kommen dazu unter anderem ein griffiges M-Lederlenkrad, die Einstiegsleisten und die Pedalerie aus Aluminium und bequeme, gut konturierte Sportsitze, die beim Kurvenspaß den notwendigen Seitenhalt bieten. Platz ist zudem reichlich vorhanden: Auf den Vordersitzen sitzen locker zwei Meter große Personen komfortabel. Dank des gewachsenen Radstandes gibt es zudem hinten mehr Beinfreiheit, so dass auf den Rücksitzen über 1,80 Meter große Mitreisende bequem Platz nehmen können.

Infotainment und Sprachsteuerung: Das ist die Zukunft - und es kommt noch mehr

Zum Aufbruch des BMW 3ers in eine neue Ära trägt die umfangreiche Digitalisierung des Fahrzeugs bei. Analoge Instrumente sind nach wie vor erhältlich. Aber das 12,3 Zoll beziehungsweise 31,2 Zentimeter große volldigitale Cockpit überzeugt durch eine klare Darstellung und individualisierbare, personalisierte Anzeigen überzeugt. Darüber hinaus projiziert ein Head-up-Display mit einem scharfen, vollfarbigen Bild fahrrelevante Informationen auf die Frontscheibe wie zum Beispiel die Geschwindigkeit, die Navigation sowie Entertainment-Funktionen.

Bei einem der besten Infotainment-Systeme handelt es sich um das „BMW Operating System 7.0“, das nun auch für den BMW 3er erhältlich ist. Software-Aktualisierungen und Fahrzeug-Upgrades für den BMW 3er erfolgen wie bei Smartphones dank Internet „over the air“ - Besuche beim BMW-Servicepartner sind dafür nicht mehr erforderlich. Das Infotainment-System bietet eine Vielzahl an Funktionen und trotz seiner Komplexität eine einfache, intuitive Bedienung. Dabei hat der Fahrer die Wahl zwischen der Touch-Funktion des 10,25 Zoll beziehungsweise 26 Zentimeter dimensionierten Displays, dem iDrive Controller, den Lenkradtasten, der Gesten- und der Sprachsteuerung.

Insbesondere die Sprachsteuerung zeigt, wohin die Reise in die Zukunft führt. Im neuen BMW 3er Limousine wird erstmals der „BMW Intelligent Personal Assistant“ präsentiert, ein intelligenter, digitaler Charakter, der sich mit „Hey BMW“ ansprechen lässt. Die Kommunikation erfolgt mit natürlichen Sprachbefehlen wie bei Alexa und Apple Siri. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Der Fahrer unterhält sich mit dem digitalen Assistenten wie mit seinem Beifahrer, braucht den Blick nicht von der Straße zu wenden und kann direkt Fahrzeugfunktionen aufrufen, ohne sich erst durch die Menüs des Infotainment-Systems zu klicken.

Das Spektrum des digitalen Assistenten erweitert BMW ständig und beinhaltet bereits jetzt zahlreiche Fähigkeiten. Was jeder einmal sagen sollte: „Hallo, BMW! Mit ist langweilig.“ Die Antwort ist klasse. Auch gängige Funktionen stellen ein deutliches Plus an Komfort dar: wie „Ich bin müde“ aktiviert ein Vitalisierungsprogramm, „Stelle die Temperatur auf 19 Grad“ ändert entsprechend die Temperatur der Klimaanlage und „Wie ist der Verkehr auf meiner Route“ übermittelt in Echtzeit Verkehrsinformationen. Bei der Navigation lässt sich ferner die Karte mit Sprachbefehlen heran- und herauszoomen. „Ich habe Hunger und möchte Burger“ listet die passenden Locations in der Nähe auf und führt nach der Auswahl dorthin. Selbstredend, dass das System ferner Auskunft über den Motorölstand geben kann und darüber berichtet, wie weit man noch fahren kann.

Routen lassen sich darüber hinaus vor dem Einsteigen planen und an das Navigationssystem senden. Das System findet zudem freie Parkplätze. Den Parkplatz in der Nähe des Ziels erreicht, übernimmt das Smartphone automatisch das Ziel und ermöglicht die weitere Navigation für die restlichen Meter des Fußwegs. Der Fahrer genießt auf der Fahrt die Songs aus einer großen Auswahl an Musik-Apps und eine Vielzahl an Hörbüchern. Aktuelle Nachrichten, das Wetter und vieles mehr gibt es dazu.

Sollte sich der Akku leeren, besteht die Möglichkeit, Smartphones im BMW 3er praktisch über eine induktive Ladeschale ohne Kabel aufzuladen. Alternativ stehen vorne und hinten USB-Anschlüsse zur Verfügung. Einziges Manko: Die Konnektivität über „Android Auto“ steht nicht zur Verfügung, dafür allerdings drahtlos über „Apple CarPlay“. 

Fahrerassistenzsysteme BMW 3er: So wird der Alltag erleichtert und noch sicherer

Mit einer deutlich erweiterten Auswahl an Assistenzsystemen nimmt der neue BMW 3er auf dem Weg zum automatisierten Fahren eine wichtige Rolle ein. Zur Serienausstattung gehören die Spurverlassenswarnung sowie die Auffahr- und Personenwarnung mit City-Bremsfunktion, deren jüngste Ausführung auch auf erkannte Radfahrer hinweist.

Optional gibt es unter anderem eine Geschwindigkeitsregelung mit „Stop & Go“-Funktion und den „Driving Assistant“ mit Spurwechselwarnung, Heckkollisions- und Querverkehrswarnung. Als Komplettpaket für Komfort und Sicherheit steht der „Driving Assistant Professional“ zur Verfügung, der zusätzlich den Lenk- und Spurführungsassistenten umfasst. Dieses System hilft dem Fahrer beim Kurshalten in Engstellen und beinhaltet außerdem einen Spurhalteassistenten mit aktivem Seitenkollisionsschutz und eine Ausweichhilfe.

Unterstützung beim Rangieren erhält der Fahrer vom Parkassistenten, der beim Ein- und beim Ausparken sowohl die Lenkaufgaben, als auch das Beschleunigen und Bremsen sowie die Gangwahl übernimmt. Zum Funktionsumfang gehört ferner der Rückfahrassistent, der das Fahrzeug beim Zurücksetzen auf einer Strecke von bis zu 50 Metern exakt auf dem zuvor vorwärts befahrenen Kurs hält - besonders hilfreich bei engen, kurvigen Einfahrten oder verzwickten Parkplatzsituationen, aus denen es nur noch rückwärts herausgeht.

Kofferraum BMW 3er: Für eine Limousine ziemlich viel Platz

480 Liter fasst der Kofferraum des BMW 3ers - und das ist ziemlich viel für eine Stufenheck-Limousine in dieser Klasse. Da kann der Audi A4 mit 460 Litern nicht ganz mithalten. Die Ladekante ist nicht allzu hoch. Typisch für eine Stufenheck-Limousine: Eher klein fällt die Öffnung des Kofferraums und Gepäck sowie Einkäufe müssen über eine höhere Ladestufe nach innen gehievt werden. Zum Transport sperriger Gegenstände lassen sich die Rücksitzlehnen umklappen, wobei eine Stufe entsteht. Der Gepäckraum besticht unter anderem durch vier stabile Verzurrösen, Taschenhaken und Staufächer an den Seiten.

Fazit BMW 3er M-Sport:

Der BMW 3er (G20) wurde in allen Bereichen deutlich verbessert. Er bietet mehr Komfort, ist praktischer und besitzt jede Menge Hightech-Technologien an Bord, die das Leben einfacher gestalten. Doch das Wichtigste: Der BMW 3er M-Sport lässt sich jetzt noch brillanter fahren.

Technische Daten BMW 330i M-Sport (G20):

Länge x Breite x Höhe: 4,709 x 1,827 x 1,435 Meter (Breite mit Außenspiegel: 2,068 Meter)
Radstand: 2,851 Meter
Antriebsart: Hinterradantrieb
Hubraum Vierzylinder-Turbobenziner: 1.998 cm³
Leistung: 190 kW/258 PS bei 5.000 - 6.500 U/min
Drehmoment: 400 Nm bei 1.550 - 4.400 U/min
Getriebeart: 8-Gang-Automatik
Vmax: 250 km/h (elektronisch abgeregelt)
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,8 Sekunden
Leergewicht (nach EG mit Fahrer): 1.545 Kilogramm
Durchschnittsverbrauch: 5,8 - 6,1 l/100 km
CO2-Emission: 132 - 139 g/km
Emissionsklasse (Abgasnorm): Euro-6d-TEMP
Kofferraumvolumen: 480 Liter
Preis: ab 62.900 Euro


 

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