DTM Hockenheim: Eine neue Ära beginnt

, 03.05.2017

Am Wochenende startet die DTM 2017 in Hockenheim: Umfassende Änderungen am Reglement sollen für mehr Spannung und Action sorgen

In wenigen Tagen schalten die Startampeln in der DTM auf Grün. Die lange Wartezeit seit dem Saisonfinale 2016 im Oktober ist endlich vorbei. Und wenn man den Fahrern und Verantwortlichen in der Tourenwagenserie glaubt, dann hat sich das Warten gelohnt.

In der Winterpause hat sich viel getan in der DTM: neue Regeln, neue Autos, neues DTM-Oberhaupt. Doch wer ist der heißeste Kandidat auf den Meistertitel 2017? Die drei Hersteller weisen die Favoritenrolle zunächst von sich. "Ich glaube, dass alle 18 Fahrer die Chance haben, Rennen zu gewinnen. Deshalb ist es schwer, im Vorfeld einen Favoriten auszumachen", erklärt Marco Wittmann.

"Vor allem mit den vielen Änderungen, wo jeder noch im Dunkeln tappt, wo man im Vergleich zur Konkurrenz steht. Es ist schwierig zu sagen, wer vorne sein wird. Es wird spannend und abwechslungsreich. Ich glaube, dass wir in Hockenheim mehr wissen, wer Favorit sein kann", ergänzt er.

Neuer Mann an der Spitze der DTM

Gerhard Berger wird ab sofort als Vorsitzender der Dachorganisation ITR die Geschicke der Tourenwagenserie leiten. Die Verpflichtung des ehemaligen Formel-1-Fahrers und Motorsportchefs wurde von Herstellern und Fahrern sehr begrüßt. Auf dem Tiroler ruhen große Hoffnungen, die DTM wieder nach vorne zu bringen und für die Zuschauer attraktiver zu machen.

Helfen sollen dabei umfassende Änderungen am technischen und sportlichen Reglement. Die Fahrzeuge der Generation 2017 werden rund 30 PS mehr Motorleistung erhalten, die Aerodynamik und der Abtrieb wurden reduziert und ein effizienteres Drag-Reduction-System (DRS) eingeführt.

Die Nutzung des DRS wird 2017 allerdings eingeschränkt: Bei allen Rennen dürfen die Fahrer den Klappflügel nur noch auf zwölf Runden, insgesamt 36 Mal, aktivieren. Voraussetzung bleibt weiterhin, dass der Abstand zum Vordermann auf der Start-Ziel-Geraden nicht größer als eine Sekunde ist.

Top-3-Fahrer im Qualifying werden mit Meisterschaftspunkten belohnt

"Das ist ein guter Schritt", erklärt der amtierende DTM-Meister Marco Wittmann. "Denn im vergangenen Jahr haben wir das DRS im gesamten Rennen benutzt. Es wäre noch schöner gewesen, ohne den Sekunden-Abstand, um es als Strategiewerkzeug zu verwenden."

Deutlich aufgewertet wird 2017 das Qualifying. Die Top-3-Fahrer werden nach dem Zeittraining mit Meisterschaftspunkten für ihre gute Leistung belohnt: drei Punkte für die Pole-Position, zwei Punkte für Startplatz zwei und ein Punkt für den dritten Platz. "Das finde ich sehr positiv, denn dadurch werden die drei Bestplatzierten belohnt", sagt der BMW-Pilot.

"Ich freue mich sehr auf die neue Saison. Es sind weniger Fahrer im Feld und es gibt ein neues Reglement. Das ist sehr interessant", schildert Audi-Pilot Mattias Ekström. " Ich mag es, wenn Entwicklungen stattfinden und gute Leistungen belohnt werden. In der DTM in die Top 3 zu fahren ist schwierig. Ich hätte gern noch mehr Motorleistung und dass der Schwierigkeitsgrad noch höher ist. Die DTM sollte die Königsklasse sein, und dann sollte es auch schwierig sein, dort zu fahren.

Funkverbot sorgt für Spannung

Neu ist in diesem Jahr auch das Funkverbot. Die Renningenieure dürfen den Fahrern per Boxenfunk keine Informationen oder Fahranweisungen während dem Rennen mehr geben. Einziges erlaubtes Kommunikationsmittel zwischen Boxenmauer und Fahrzeug stellt ab sofort die Boxentafel dar.

Nur in wenigen Ausnahmesituationen wird das Funkverbot aufgehoben: Wenn sich das Auto in der Boxengasse befindet, gelbe Flaggen gezeigt werden oder während einer Safety-Car-Phase dürfen den Piloten sicherheitsrelevante Hinweise gegeben werden.

"Das bringt ein weiteres Element an Spannung und Unvorhersehbarkeit", glaubt Mercedes-Pilot Maro Engel. "Man muss im Vorfeld seine Strategie genau kennen. Der Fahrer wird vielleicht über Funk sagen, wann der richtige Zeitpunkt für den Boxenstopp ist", sagt Wittmann. "Das hängt natürlich vom Reifenverschleiß im Rennen ab. Aber man kann mit dem Team über Funk nicht mehr darüber diskutieren."

Mehr Würze durch Verbot der Heizdecken für die Reifen

Nach einer Safety-Car-Phase wird das Rennen künftig in zweireihiger Grid-Formation im Indianapolis-Stil, also dem fliegenden Start, wieder freigegeben. Das Prozedere wurde bei den Testfahrten in Hockenheim bereits geübt. "Das sieht spektakulär aus und ist eine gute Show für die Fans. Aber es wird nicht einfach für den Fahrer auf der Außenbahn, denn er kann in der ersten Kurve Plätze verlieren", sagt der gebürtige Fürther. "Da werden wir richtig coolen und harten Motorsport sehen, und für die Fahrer wird es ein Nervenkitzel sein", fügt Engel hinzu.

Ebenfalls neu: Während dem Reifenwechsel ist es nur noch acht Teammitgliedern gestattet, am Fahrzeug zu arbeiten. Dabei dürfen nur noch insgesamt zwei Schlagschrauber, also einer pro Seite, benutzt werden. Durch den neuen Ablauf beim Boxenstopp wird das Abfertigen in der Box länger dauern als in der Vergangenheit.

"Ich würde mal so auf sieben bis acht Sekunden tippen", sagt Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz. "Aber das muss sich auch noch einspielen." Ekström scherzt: "Das ist gut, dass es in der Box länger dauert, dann kann ich mich etwas länger ausruhen."

Die wohl größte Umstellung für Fahrer und Teams sind die Einführung weicherer Reifen und das Verbot der Heizdecken für die Pneus. Wenn die Piloten zum Boxenstopp kommen und sich neue Räder abholen, werden diese zunächst kalt sein und nicht die Temperatur haben, die sie benötigen, um die optimale Leistung zu bringen.

"Stell dir vor, ein Fahrer, der direkt aus der Box kommt und dessen Reifen noch kalt sind, kämpft gegen einen Fahrer, dessen Reifen bereits die optimale Temperatur haben. Da liegt der Performance-Unterschied bei rund drei bis vier Sekunden. Das wird interessant", sagt Mercedes-Pilot Paul di Resta.

Overcut statt Undercut

"So eine Boxenausfahrt wird auf einmal auch eine Herausforderung. In Hockenheim gleich um die Kurve rum mit kalten Reifen oder in Spielberg da hoch bremsen, da ist die Leitplanke schön nah dran. Da sind schon ein paar Dinge dabei, da kann es passieren, dass es einen Crash bei der Ausfahrt aus der Box oder auf der ersten Runde gibt", ergänzt BMW-Fahrer Timo Glock.

Das Boxenstoppfenster wurde abgeschafft, wodurch sich für die Teams neue strategische Möglichkeiten ergeben. "Jetzt wird es eine Tendenz zum Overcut geben, das heißt, alle bleiben länger draußen", bestätigt Ekström.

Das Rennen am Samstag dauert 2017 genauso lange wie das Sonntagsrennen und die Teams müssen auch im ersten Rennen einen Boxenstopp absolvieren. Durch die vielen Änderungen und Neuerungen soll die DTM mehr Zuschauer auf die Tribünen und vor die Fernsehgeräte locken und für mehr Spannung auf der Rennstrecke sorgen.

Wer ist Favorit?

Die Fans an der Strecke werden in der neuen Saison voll auf ihre Kosten kommen. Beim neuen Pit-View können die Motorsportanhänger auch während der Sessions einen Blick in die Garagen der Teams werfen und das Geschehen aus nächster Nähe verfolgen.

Bei den Testfahrten in Hockenheim überzeugte Gary Paffet im Mercedes und war an drei von vier Testtagen Schnellster. Am vierten Tag setzte Timo Glock die Bestzeit in seinem BMW. Doch wer zählt 2017 zu den Titelanwärtern?

Ekström erklärt: "Alle sind sehr gut. Marco Wittmann, Jamie Green und Edoardo Mortara sind sehr gute Fahrer. Ich glaube, es gibt fünf bis sechs Meisterschaftskandidaten."

"Aber alle 18 Piloten können Rennen gewinnen. Es ist nicht nur wichtig, wie schnell du fährst, sondern auch, wie schlau du unterwegs bist. Auf die Kombination aus schnell und schlau kommt es an", fügt der Schwede hinzu.

Engel will noch keinen Tipp abgeben, wer in Hockenheim auf dem Siegerpodest stehen wird: "Nach den Testfahrten hat keiner eine genaue Ahnung, wer wo steht. Manchmal entscheidet eine Zehntelsekunde über Platz eins oder Platz acht. Keiner kann sich im Moment sicher sein, und das ist das Schöne an der Sache. Es gibt ein sehr hohes Niveau in der DTM, und vielleicht ist es die härteste Meisterschaft weltweit."

Im ersten Rennen am Samstag werden die Karten aufgedeckt und die neue Saison eingeläutet. "In Hockenheim gibt es immer ein Motorsportfest, die Atmosphäre ist großartig! Durch neue, schnellere Autos gibt es eine Menge, worauf wir uns freuen können. Es ist die schnellste DTM, die es je gab", freut sich Engel.

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