DTM-Strafenkatalog: Welches Vergehen wie bestraft wird

, 01.09.2016

Obwohl viele Zuschauer der Meinung sind, dass die Strafen in der DTM nicht konstant genug sind, wird vor jeder Saison ein relativ eindeutiger Strafenkatalog festgelegt

Die Strafen waren in der DTM in diesem Jahr bisher ein großer Streitpunkt. Viele Zuschauer konnten häufig nicht nachvollziehen, warum ein Fahrer für ein Vergehen eine bestimmte Strafe erhielt. Um die Sanktionen etwas transparenter zu machen, haben die Regelhüter auf 'DTM.com' das Regelbuch geöffnet, und erklärt, wann welche Strafe ausgesprochen wird. Denn tatsächlich wird der Strafenkatalog in der DTM vor jeder Saison ganz genau festgelegt.

"Wir versuchen uns in der Regel an diese Richtlinien zu halten, haben aber beispielsweise bei möglichen mildernden oder verschärfenden Umständen einen Spielraum", erklärt DMSB-Pressesprecher Michael Kramp. Der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB) arbeitet in der 'Sporting Working Group' gemeinsam mit DTM-Verantwortlichen und Vertretern der drei Hersteller am Sportlichen Reglement.

So gibt es in der DTM grundsätzlich diese sieben verschiedene Strafen (sortiert nach Härtegrad): Bußgeld, Verwarnung, Rückversetzung in der Startaufstellung um drei beziehungsweise fünf Plätze, Durchfahrtsstrafe, Zehn-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe, Disqualifikation. Gridstrafen werden dabei in der Regel für Vergehen in den Freien Trainings oder im Qualifying ausgesprochen.

Durchfahrts- beziehungsweise Stop-and-Go-Strafen sind für Vergehen im Rennen vorgesehen. Scheidet der betreffende Pilot aber beispielsweise bei einem selbst verschuldeten Unfall aus, kann auch hier eine Gridstrafe für das folgende Rennen ausgesprochen werden. Trotzdem haben die Rennkommissare auch einen gewissen Spielraum, denn es wird beispielsweise zwischen Kollisionen ohne und mit gravierenden Folgen unterschieden.

Die Rennkommissare bewerten dabei übrigens lediglich das Vergehen an sich. Es spielt also beispielsweise keine Rolle, wie viele Autos in einen Unfall verwickelt sind, oder wo im Feld er passiert. Daher erhielt Mattias Ekström für die Kollision mit Robert Wickens und Christian Vietoris am Norisring beispielsweise lediglich eine Gridstrafe für das kommende Rennen (drei Plätze), obwohl er mit der Aktion die beiden Führenden aus dem Rennen nahm.

Ebenfalls interessant: Die Strafe für das Blockieren eines anderen Fahrers im Qualifying ist mit fünf Strafplätzen relativ hoch, da die Startaufstellung in der DTM häufig bereits über Sieg und Niederlage entscheidet. Allerdings haben sich laut 'DTM.com' vor allem die Hersteller für diese Maßnahme eingesetzt, damit das Herausschicken eines langsamen Autos vor einen Konkurrenten im Qualifying nicht als taktische Maßnahme eingesetzt wird.

Neben den genannten Sanktionen gibt es darüber hinaus auch noch sogenannte Ersatzstrafen. Dabei handelt es sich um Strafsekunden, die nach dem Rennen zu der Zeit des betroffenen Piloten addiert werden. So erhielt Paul di Resta in Moskau zum Beispiel eine 30-Sekunden-Zeitstrafe, weil er in einer Slow-Zone zu schnell unterwegs war. Auch hier haben die Kommissare - je nach Schwere des Vergehens - einen gewissen Spielraum.

Die Leser von 'Motorsport-Total.com' sind übrigens mehrheitlich der Meinung, dass die Rennkommissare im Zweifelsfall lieber einmal ein Auge zudrücken sollten. Bei einer entsprechenden Umfrage gaben satte 75 Prozent der Teilnehmer an, dass die Rennleitung nur im Notfall eingreifen sollte. Lediglich 25 Prozent sind der Meinung, dass es mehr Strafen geben sollte, da einige Piloten zu aggressiv fahren.

Beispiele für Strafen in der DTM:

Bußgeld*:

- Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse (Training/Qualifying)

Verwarnung:

- wiederholte Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse (Training/Qualifying)

- dreimaliges Abkürzen der Strecke (Training/Qualifying)

- Positionsgewinn durch Abkürzen der Strecke (Rennen)

Gridstrafe (drei Plätze):

- leichtfertig herbeigeführte Kollision ohne gravierende Auswirkungen (Training/Qualifying)

- Missachten von gelben Flaggen (Training/Qualifying)

- Abdrängen eines Fahrers von der Strecke (Qualifying)

Gridstrafe (fünf Plätze):

- leichtfertig herbeigeführte Kollision mit gravierenden Auswirkungen (Training/Qualifying)

- Abdrängen eines Fahrers von der Strecke in einem gefährlichen Abschnitt (Training)

- wiederholtes oder gefährliches Behindern eines Fahrers (Training)

- Behindern eines Kontrahenten (Qualifying)

- drei gesammelte Verwarnungen (zehn Plätze bei fünf Verwarnungen)

Durchfahrtsstrafe:

- leichtfertig herbeigeführte Kollision ohne gravierende Auswirkungen (Rennen)**

- Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse (weniger als 20 km/h/Rennen)

- dreimaliger Positionsgewinn durch Abkürzen der Strecke (Rennen)

- Überholen hinter dem Safety-Car (Rennen)

- Abstand zum Safety-Car oder zum Vordermann während einer Safety-Car-Phase beträgt mehr als zehn Autolängen (Rennen)

- Geschwindigkeitsübertretung in einer Slowzone (Rennen)

- Überholen unter gelben Flaggen (Rennen)

- wiederholtes Abdrängen eines Konkurrenten, der dadurch gezwungen ist, die Strecke zu verlassen (Rennen)

- Unsafe-Release beim Boxenstopp (Rennen)

- Fehlstart, bei dem das Auto die Startbox verlässt (Rennen)

Zehn-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe:

- wiederholt leichtfertig herbeigeführte Kollision ohne gravierende Auswirkungen (Rennen)

- leichtfertig herbeigeführte Kollision mit gravierenden Auswirkungen (Rennen)***

- Geschwindigkeitsüberschreitung in der Boxengasse (mehr als 20 km/h/Rennen)

Disqualifikation:

- wiederholt leichtfertig herbeigeführte Kollision mit gravierenden Auswirkungen (Rennen)

* Bußgelder können zwischen 10 und 50.000 Euro liegen

** wird beim Ausscheiden in eine Gridstrafe (drei Plätze) umgewandelt

*** wird beim Ausscheiden in eine Gridstrafe (fünf Plätze) umgewandelt

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