"Kein Kinderspielplatz": Piloten rechtfertigen harten Auftakt

, 20.05.2016

Schossen einige Piloten in Hockenheim über das Ziel hinaus? Mit etwas Abstand sind die meisten Fahrer der Meinung, dass es beim Saisonauftakt nicht zu hart zuging

Der Saisonauftakt in Hockenheim vor zwei Wochen sorgte für eine Menge Gesprächsbedarf. Vor allem im ersten Rennen am Samstag gab es viele Berührungen und eine Menge Kleinholz. Lediglich 16 der 24 Piloten sahen die Zielflagge, am Sonntag schafften es sogar nur 15 Autos über die Ziellinie. Vor allem die Verantwortlichen waren anschließend extrem sauer, BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt ärgerte sich beispielsweise über Fahrer, die "alles links und rechts von ihnen abgeräumt" haben.

Auch die betroffenen Piloten wie Gary Paffett, der von Mattias Ekström heftig angerempelt wurde, waren aufgebracht. Der Mercedes-Pilot bezeichnete die Aktion des Schweden als "inakzeptabel". Vor dem zweiten Rennwochenende des Jahres in Spielberg scheinen sich die Gemüter allerdings wieder beruhigt zu haben. Die meisten Piloten sind mittlerweile der Meinung, dass die meisten Aktionen in Hockenheim noch im erlaubten Rahmen waren.

"Ich persönlich fand es super, und ich glaube, auch die Zuschauer fanden es gut. In der DTM gehört es dazu, dass man sich auch einmal etwas anlehnt", findet beispielsweise Mercedes-Pilot Lucas Auer, der in diesem Jahr erst seine zweite DTM-Saison fährt. Der Österreicher erinnert: "Im vergangenen Jahr war es genau dasselbe. Im ersten Rennen in Hockenheim geht es immer ordentlich rund."

"Das ist Motorsport"

"Ich hatte einen schönen Dreikampf mit Gary und Mattias", berichtet Martin Tomczyk im Hinblick auf das Samstagsrennen und ergänzt: "Das ist genau das, was mir Spaß macht." Der BMW-Pilot verrät: "Leider habe ich den Kürzeren gezogen, weil ich mir hinten an Mattias ein Teil abgefahren habe. Dadurch hatte ich Einbußen bei der Rundenzeit. Aber das ist Motorsport, und das ist die DTM."

Die vielen Ausfälle an beiden Tagen seien "natürlich nicht das, was wir erreichen wollen. Wir wollen tollen, harten und fairen Motorsport zeigen - Aber wir wollen auch alle ins Ziel kommen." Mit einem Lächeln erklärt Tomczyk: "Vielleicht war der Winter zu lang für ein paar Fahrer." Seiner Meinung nach waren die meisten Manöver aber nur "hart an der Grenze" und selten "auch mal über der Grenze drüber."

Trotzdem würde sich der BMW-Pilot eine klarere Linie der Rennleitung wünsche, die in Hockenheim bei manchen Zweikämpfen eingriff, andere aber als normale Rennunfälle einstufte. "Momentan geht es noch ein bisschen hin und eher, was bestraft wird und was nicht bestraft wird. Das Thema hatten wir auch schon in den vergangenen Jahren. Von daher muss man da eine Richtung finden, die dann konsequent verfolgt wird", so Tomczyk.

Wie du mir, so ich dir...

Mattias Ekström war in Hockenheim selbst einer der "Übeltäter" und erhielt für seine harte Fahrweise gegen Gary Paffett eine Verwarnung. "Wenn mich jemand unfair behandelt, dann bekommen sie es mit selber Münze zurück", erklärt der Schwede und ergänzt: "Der Kampf gegen Gary war für meinen Geschmack nicht korrekt. Für mich war es zu hart. Aber wenn einer anfängt... Ich kann genauso gut einstecken wie austeilen."

"Wenn man selbst anfängt, dann soll man nachher nicht quengeln", erklärt der Schwede und fügt hinzu: "Hier geht es darum zu gewinnen. Es ist kein Kinderspielplatz." Seine Einschätzung: "Coole Kämpfe machen die Unterhaltung bei der DTM aus." Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz hält übrigens nicht viel von Selbstjustiz auf der Rennstrecke. "Das haben wir mit den Fahrern auch nochmal besprochen", verrät er.

"Am Ende bestrafst du dich selbst, wenn du dann noch eine zweite Aktion reitest, denn auch dein eigenes Auto nimmt davon Schaden", erinnert er. Im Hinblick auf den Lauf am Samstag erklärt er dennoch: "Ich finde, es war ein super spannendes Rennen für die Zuschauer. Es war spektakulär. Es ist ja im Grunde vielleicht auch das, was man unter dem Wort Tourenwagensport versteht - dass man sich berühren kann, dass man hart miteinander umgeht, dass man hart kämpft."

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