24h-Nürburgring 2016: Exoten bereit zum Zubeißen

, 25.05.2016

Bentley, Nissan, Lamborghini, Aston Martin, Scuderia Glickenhaus: Beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring kommen nicht nur deutsche Hersteller für den Sieg in Frage

Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2016 wird gemeinhin als eine Angelegenheit der vier deutschen Hersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche betrachtet. Doch die Zahl der potenziellen Sieganwärter ist noch wesentlich größer: Zahlreiche Marken haben mittlerweile eine gewisse Tradition am Nürburgring und gehen ebenfalls mit Siegambitionen in die Hatz durch die "Grüne Hölle". Die Nordschleife ruft mehrere Hersteller auf den Plan, die in der GT-Szene Rang und Namen haben.

Die größte Tradition der "Exoten" am Ring hat Aston Martin. Schon mehrfach waren die britischen Nobelkarossen mitten im Kampf um den Sieg vertreten, doch bislang hat es noch nicht zum großen Wurf gereicht. Im Vorjahr warf ein Unfall den mit der traditionellen #007 startenden Vantage aus dem Rennen. Für die Ausgabe anno 2016 mussten die Briten außerdem den Weggang von Stefan Mücke verkraften.

Ersatz wurde schnell gefunden und wieder geht Aston Martin Racing mit derselben Strategie ins Rennen wie in den vergangenen Jahren: Ein Hase und ein Igel bilden die AMR-Armee. Nicki Thiim, Darren Turner, Marco Sörensen und Pedro Lamy werden auf die Spitze angesetzt. Für Sörensen wird es das erste 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife sein, doch mit Rekordsieger Lamy hat er einen exzellenten Lehrmeister. Seinen Speed hat er bereits in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) oft genug unter Beweis gestellt.

Den zweiten Werks-Aston-Martin teilen sich Jonny Adam, Fernando Rees, Mathias Lauda und Richie Stanaway. Von der Papierform her eher als Fahrzeug konzipiert, das aus der Abwarteposition heraus zuschlagen soll, könnte es hier schnell zu einer Überraschung kommen. Gerade Fernando Rees hat sich in der WEC zu einem echten Topfahrer entwickelt und schon einige Male die eigentlichen A-Fahrzeuge in der Vergangenheit geärgert. Für beide V12 Vantage gibt es 20 Kilo weniger nach der jüngsten BoP-Runde.

Nissan: Ohne Tempolimits stärker?

Neben Aston Martin greift auch Nissan nach den Sternen. Zwei GT-R Nismo GT3 werden eingesetzt: Das Team Zakspeed stellt sich doppelt auf uns bringt neben dem Mercedes AMG GT3 auch einen GT-R zum Einsatz. Auf diesem nehmen die GT-Academy-Rekruten Marc Gassner und Florian Strauß sowie Tom Coronel und Nordschleifenspezialist Hendrik Still das Rennen in Angriff. "Dieses Projekt ist relativ kurzfristig zustande gekommen, deshalb fehlt uns etwas Vorbereitung", sagt Gassner im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Das Ziel lautet 2016: Lernen.

Anders ist die Situation bei RJN: Mit Michael Krumm, Lucas Ordonez, Kazuki Hoshino und Alex Buncombe sitzt eine siegfähige Paarung auf dem Nismo-GT-R #35. Der Nissan, der eher auf Topspeed als auf hohen Kurvenspeed ausgelegt ist, wurde vergangenes Jahr besonders hart vom Tempolimit getroffen, da er seine Stärken nicht mehr ausspielen konnte. Die Beschränkungen gehören nun der Vergangenheit an. Und die Unterluft-Probleme im Streckenabschnitt Quiddelbacher Höhe/Flugplatz gehören seit Umbau der Kuppe der Vergangenheit an. Gegenüber VLN drei darf Nissan 15 Kilogramm ausladen, konnte sich aber bislang noch nicht in Szene setzen.

Bentley mit neuem Einsatzteam

Einen völlig neuen Anstrich hat C. Abt Racing bekommen. Nach unzähligen Jahren mit Audi setzt das Team des ehemaligen DTW-Meisters seit dieser Saison auf Bentley. Die beiden wuchtigen Geschosse legten 2015 ein gutes Debüt in Händen von HTP und M-Sport hin, blieben aber glücklos und wurden in mehrere Unfälle verwickelt. Zwei Continental werden 2016 eingesetzt - Christopher Brück, Steven Kane und Christer Jöns teilen sich die #37, während Christian Menzel, Guy Smith, Marco Holzer und Florian Hamprecht in der #38 Platz nehmen.

Größtes Problem ist die mangelnde Vorbereitung: Nur bei einem VLN-Lauf standen bislang beide Abt-Bentleys am Start, hinzu kam noch einmal ein einzelner Bolide bei VLN drei. Bislang fuhren die Continentals mit, ohne groß in Erscheinung zu treten. Über eine Runde stimmt der Speed durchaus, wie Zeiten von 8:10 Minuten im Renntrimm zeigen. Das war beim ersten VLN-Lauf noch mit bei den schnellsten Zeiten, reichte aber im dritten Lauf nicht mehr zum Mithalten. Vielleicht auch deshalb gibt es für das 24-Stunden-Rennen einen 0,4 Millimeter größeren Air-Restriktor.

Dank Konrad Motorsport wagt sich nun mit Lamborghini ein weiterer potenziell siegfähiger Hersteller auf die Nürburgring-Nordschleife. Der Huracan hat die internationale GT-Szene bereits fleißig aufgemischt, trotzdem gilt der Bolide als krasser Außenseiter auf den Gesamtsieg. Das wird auch kaum die Ambition sein, doch wer weiß, welche Türen Franz Konrad und Christopher Zöchling mit dem Engagement für die Zukunft öffnen. Lernen ist angesagt.

Glickenhaus mit Großaufgebot

Und schließlich wäre da noch die Scuderia Cameron Glickenhaus, die noch einmal aus allen Rohren feuert, bevor sich James Glickenhaus ab 2017 in Richtung Le Mans orientieren möchte. Neben den beiden SCG003-Prototypen wird auch der Ferrari P4/5 Competizione reaktiviert, der in seiner Hybrid-Version von 2012 an den Start gebracht wird. Mit Manuel Lauck am Steuer könnte dieses Fahrzeug für die eine oder andere Überraschung im Qualifying sorgen, für das Rennen ist die Fahrerbesatzung nicht konstant schnell genug, um mit den Werkswagen mithalten zu können.

Die SCG003 sind die großen Gewinner der jüngsten BoP-Rochaden des ADAC Nordrhein. Nicht nur dürfen sich die Flundern um 15 Kilogramm erleichtern, sie bekommen auch einen 0,3 Millimeter breiteren Restriktor zugebilligt. Lauck ist auch hier genannt und teilt sich die #701 mit Franck Mailleux, Jeroen Bleekemolen und Felipe Laser. Auch die #702 weist einige schnelle Piloten mit Thomas Mutsch und Andreas Simonsen auf. Sie werden unterstützt von Jeff Westphal und Doppelstarter Laser.

Bis auf Glickenhaus teilen sich alle Exoten dasselbe Schicksal: Gegenüber den deutschen Werksteams sind sie zahlenmäßig unterlegen. Gerät nur ein Auto in Probleme, ist die Schlagkraft gleich um 50 Prozent reduziert. Daher können weder Aston Martin, noch Nissan noch Bentley und schon gar nicht Lamborghini letztes Risiko gehen, während an der Spitze eine brutale Materialschlacht nach dem Motto toben wird, dass einer der vier bis sechs eigenen Boliden schon durchkommt. Trotzdem werden die Exoten mehr versuchen, als nur die Herzen der Zuschauer zu gewinnen. Die müssen 2016 lediglich auf McLaren verzichten.

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